DOTM Feature #13 | Sebastian Dunkel – Drumming in… The Streets Of San Francisco!

Für Musiker läuft in den USA „alles besser“… mehr Möglichkeiten, mehr Akzeptanz, eine größere Szene, musikalich bessere Strukturen, coole Ausbildungsmöglichkeiten und, und, und… 

So zumindest die Meinung einiger Musiker, die immer wieder einen Blick „über den großen Teich“ werfen oder dort auch temporär arbeiten. 

Aber Moment noch…, ist das denn wirklich so?  Eins steht fest, jede Menge Musiker träumen davon in den Staaten zu leben oder zumindest dort zu studieren. Sebastian Dunkel war Schüler von Thomas Zimmermann und hat sich schon in Deutschland ein solides musikalische Standbein geschaffen – sei es mit verschiedenen Bands oder seiner Dozententätigkeit an der Schlagzeugschule pro-Drum in Heidelberg. Er hatte die Wahl und hat seinen Lebensmittelpunkt von Heidelberg nach San Francisco verlegt.  Wie es dazu kam und ob wirklich „alles besser“ ist erfahrt ihr in diesem Interview. Viel Spaß beim lesen! 

Name: Sebastian Dunkel

Jahrgang: 1983

Lebt in: San Francisco, CA, U.S.A

Aus: Heidelberg, Walldürn

Freizeit: Sport, Kino, Lesen

Favorite Food: Sushi

Favorite Movie: No Country For Old Men

Drei Favorite Drum-Books: Stone – Stick Control, Reed – Syncopation, Harrison – Rhythmic Illusions

Drei Favorite Alben: Foo Fighters – Wasting Light, Rush – Moving Pictures, Iron Maiden – Somewhere In Time

Drei Favorite Drummer: Gavin Harrison, Simon Phillips, Virgil Donati

Ein Groove der Dich umhaut: AC/DC – Back In Black

Grip: Matched

Fußball: Hat mich noch nie sonderlich interessiert

Hörtipp: Gojira – L’Enfant Sauvage

Erstes Drum-Kit: Pearl Export Standard


Seit wann spielst Du Schlagzeug? Seit meinem 10. Lebensjahr, wenn man die ersten Gehversuche auf Waschtrommeln und Töpfen nicht mitzählt.  Zunächst hab ich nur für mich gespielt und mir autodidaktisch vieles angeeignet, was ich mir so bei Drummern meiner Lieblingsbands abschauen konnte. Mit 14 hab ich dann mit meiner ersten Band angefangen, live zu spielen, hab für einen Chor getrommelt, Percussion in zwei Ensembles gespielt und Live-Erfahrung im Jugendblasorchester und der lokalen Musikkapelle gesammelt. 


Das lief alles auch ganz gut, aber mir war schon damals klar, dass ich „mehr“ über Schlagzeugspielen wissen wollte als das, was ich mir selbst so angeeignet hatte. 


Mit 16 hab ich dann endlich richtigen Unterricht bei Thomas genommen und mich so auch technisch wesentlich verbessert. 


Gespielt habe damals so ziemlich alles, was mir „unter die Stöcke“ gekommen ist. Bands, Aushilfsjobs, Jamsessions, Chorbegleitung, egal was.  Mit 18 konnte ich dann mit einer Coverband mein erstes Geld durch Schlagzeugspielen verdienen, was ich so auch bis zum Ende meines Studiums durchgezogen hab. 


Nebenher habe ich angefangen, privaten Schlagzeugunterricht zu geben und habe nach einem Jahr Auslandsstudium in England angefangen, auch an der Schlagzeugschule pro-Drum in Heidelberg und an einer städtischen Musikschule zu unterrichten. Musikalisch habe ich während dieser ganzen Zeit weiter viel mit verschiedenen Bands gespielt und konnte so eine Menge Erfahrung sammeln.


Was waren so deine ersten CD´s und wie hat sich Dein Musikgeschmack über die Jahre entwickelt? Das hat ganz klassisch mit verschiedenen Rockbands angefangen. Meine ersten CDs waren damals von AC/DC, Iron Maiden und Deep Purple.  Von da ging es dann recht schnell mit progressiverer und härterer Musik weiter. Etwas später kamen dann Jazz und Fusion hinzu, hauptsächlich wegen Drummern wie Dave Weckl, Vinnie Colaiuta oder Virgil Donati. 


Auch wenn meine musikalische Vorliebe nach wie vor im härteren Bereich liegt, hab ich heute einen ziemlich breitgefächerten Musikgeschmack und höre mir so ziemlich alles von Big Band und Jazz über Blues und Country bis hin zu technischem Death Metal an – solange die Musik gut gemacht ist und mich inspiriert.

Gab es Drummer die Dich besonders beeinflusst haben? Mich beeinflusst im Grunde jeder Musiker, den ich sehe oder höre, das sind oft nicht unbedingt nur Drummer – obwohl es in den meisten Fällen klar ist, wer mich am meisten beeinflusst… Natürlich gibt es Drummer, die mich ganz besonders inspirieren. Gavin Harrison, Mike Mangini, Simon Phillips, Virgil Donati, Dave Weckl, oder Vinnie Colaiuta gehören sicher dazu.


In Deutschland lief es ja ganz gut für dich, was hat dich zum Umzug in die USA bewogen?  Es war tatsächlich schon immer eine Art Traum, in die Vereinigten Staaten umzuziehen, ganz einfach weil dort die Mehrheit populärer Musik produziert wird. Der ausschlaggebende Punkt war allerdings, dass meine Frau US-Amerikanerin ist und so die Wahl des Lebensmittelpunktes nicht allzu schwer fiel.


Ist nicht schwer Familien, Kontakte und was man sich so aufgebaut hat zurück zu lassen? Nach dem Zurücklassen von Familie und Freunden war das sicherlich mit die schwierigste Entscheidung – zum einen wegen der Freundschaften, zum anderen wegen der Kontakte in der Musikszene, die man sich über die Jahre aufgebaut hat. Bei so einem Umzug fängt man halt doch wieder bei null an. 


Mir war aber gleichzeitig auch bewusst, dass ich nicht jünger werde und mir sobald wie möglich etwas Neues aufbauen muss, wenn ich mich zum Umzug entscheide. Es war quasi eine „Alles oder Nichts“-Entscheidung.




Wie darf man sich so einen „musikalischen Umzug“ vorstellen und warum S.F.? Der Umzug an sich ging eigentlich relativ problemlos über die Bühne, da ich bis auf ein Pad, ein Metronom und ein Stickbag nichts aus Deutschland mitgenommen habe.


Was die Wahl des Lebensmittelpunktes anging, sind für einen Musiker Los Angeles, Nashville und New York sicher die besten Anlaufstellen, um in den USA Fuß zu fassen. Im Gegensatz zu Los Angeles ist die San Francisco Bay Area aber weniger überlaufen, das Klima und die Luft sind wesentlich besser und man ist trotzdem relativ schnell in L.A., wenn es nötig ist. Von daher viel die Entscheidung nicht schwer.


Was geht zur Zeit?  Ich bin jetzt seit letztem Oktober (2012) hier und habe mich auch gleich nach meiner Ankunft an die Arbeit gemacht, Auditions gespielt und ein kleines Studio zum Proben und Aufnehmen eingerichtet.  Glücklicherweise konnte ich auch relativ früh eine Audition für eine Band am Musician’s Institute in L.A. landen, bei der ich mit sieben anderen Drummern vorgespielt habe. 


Ein paar Wochen später kam dann der Anruf von „Archer“ und innerhalb zwei Wochen und nur einer Probe später hab ich mit der Band für „Living Colour“ auf deren Anniversary-Tour eröffnet. „Archer“ spielt klassischen Metal, wird von Zakk Wylde’s „Survival Management“ betreut und arbeitet momentan an einem neuen Album, das von Mike Clink (Guns N‘ Roses, Megadeth) produziert wird. Mitte nächsten Jahres soll dann auch eine US- und Europa-Tour folgen.  


Desweiteren arbeite ich an meinem eigenen Projekt „Red February“, das ich zusammen mit einem deutschen Gitarristen gegründet habe und das eher im eingängigeren Rock/Metal-Bereich angesiedelt ist. Wir haben in den letzten Monaten Songs geschrieben/arrangiert und werden demnächst ins Studio gehen, um noch dieses Jahr ein Album zu veröffentlichen und live zu promoten.

Wie sieht Dein „Drummer-Alltag“ derzeit aus? Durch meine Bandaktivitäten bin ich in letzter Zeit viel am Songs lernen, Proben, Demos aufnehmen und Auto fahren.  Einen klassischen „Drummer-Alltag“ gibt es eigentlich so nicht direkt, da sieht jeder Tag etwas anders aus. Das Üben ist dadurch in letzter Zeit leider viel zu kurz gekommen. Da sich jetzt nach dem Neustart aber so langsam alles einpendelt, das Probestudio eingerichtet ist etc., werde ich bald wieder mehr Zeit zum Üben zu haben.


Gibt´s Unterschiede zur Deutschen Szene? Es gibt auf jeden Fall Unterschiede zwischen der deutschen und der US-Musikszene, auch wenn das jetzt sicher sehr verallgemeinert klingt. Meiner persönlichen Erfahrung nach sind viele amerikanische Musiker im Vergleich zu deutschen Musikern relativ business-orientiert, dafür aber weniger verlässlich. Die Atmosphäre ist definitiv etwas relaxter hier.


Was sind Deine nächsten Ziele? Für die nächste Zeit sind auf jeden Fall, das Songwriting und die Demo-Aufnahmen sowohl für „Red February“, als auch für „Archer“ fertigzustellen. 


Mitte des Jahres werde ich dann mit „Red February“ ins Studio gehen, gefolgt von Archer gegen Ende des Jahres. Im Anschluss an die Studioaufnahmen sollen die Alben dann natürlich auch live auf Tour vorgestellt werden, da gibt es allerdings noch keine genauen Termine. 


Neben den ganzen Bandaktivitäten plane ich, demnächst auch wieder zu unterrichten. Mir wird in nächster Zeit also sicher nicht so schnell langweilig.

Nach welcher Vorgehensweise übst Du? Ich wärme mich meist mit Rudiments oder Improvisation am Set auf und nehme mir dann maximal zwei Themenbereiche pro Tag vor, beispielsweise eine Stilistik und ein Technikgebiet. 


Wenn ich Material für eine Band übe, unterteile ich die Songs zunächst in Parts, notiere diese aus und übe sie einzeln bevor ich dann alles zusammensetze und zum Click übe.

Deine „Übeempfehlung“ für unsere Interessierten Drummer? Gute Frage. Zum einen: Üben mit Metronom. Gutes und solides Timing ist ein Muss für jeden Drummer. Zum anderen: Üben ohne „Scheuklappen“. Stilistische Vielfalt verbessert jeden Drummer, egal ob Jazzer oder Thrash-Metaller. Und natürlich: Bewusst Musik hören. Die beste Technik bringt nichts, wenn man nicht weiß, wie man sie musikalisch umsetzen kann.

Wie siehst Du die Zukunft der Musikbranche und was sollte, ein Drummer haben, um als Musiker Erfolg zu haben? Schwierige Frage! Die Musikbranche hat sich in den letzten Jahren immens gewandelt. Ich denke, die Masse an Bands auf der einen Seite und zu wenige Konsumenten auf der anderen Seite machen es immer schwerer, mit eigener Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich denke aber auch, dass es immer einen Weg geben wird, wenn man hart genug arbeitet. Je nachdem wie man “Erfolg” definiert, sollte man als Drummer in jedem Fall kontinuierlich an sich arbeiten und niemals aufgeben. Kontinuität und Beständigkeit sind unerlässlich. Offenheit gegenüber jeder Form von Musik ist sicherlich genauso wichtig, auch wenn man definitiv “seine eigene” musikalische Nische finden sollte.   


Dein Equipment? Auch wenn ich über die Jahre schon viel probiert habe, bin ich doch irgendwie immer wieder zu Pearl Drums, Paiste Becken, Vic Firth Sticks und Remo Fellen zurück gekommen, wohl aufgrund deren Sound, Qualität und Verarbeitung. Aber Gear ist ein bisschen wie die die unendliche Geschichte – so etwas wie das „ultimative Set“, „die ultimative Snare“ oder das „ultimative Ride“ gibt es wahrscheinlich nicht.


Was hast Du Dir zuletzt fürs Drumkit gekauft?

Umzugsbedingt so ziemlich alles. 

Drums:

Pearl Masters/Session Studio Classic “Hybrid Kit” in “Piano Black Laquer”: 22×18” Masters Bassdrum

10×07″ Racktom

12×08″ Racktom

14×14″ Floortom

16×14″ Floortom

14×6.5″ Sensitone Elite Brass Snare


Cymbals:

Paiste Signature 14” Heavy Hi-Hats,

18″ Reflector Heavy Full Crash

10″ Reflector Splash

21″ Dry Heavy Ride

19″ Reflector Heavy Full Crash

20″ Dimensions Thin China.



Hardware: Pearl Eliminator Doppelpedal, H1000 Hi-Hat Stand (Direct Drive) sowie Stands aus der 2000er und 900er Serie.

Felle:


Bassdrum:

Remo Powerstroke3 Clear (batter) / Remo Powerstroke3 Ebony (resonant)


Toms: Emperor Clear (batter) / Ambassador Clear (resonant) 


Snare: Remo CS Coated (batter) / Remo Ambassador Snare (resonant).


Sticks:


Vic Firth American Classic 5B Extreme.





     

Ready. Set. Groove!